logo-500

documentação: 500 Anos da Reforma Protestante.

400 Jahre Reformation: Unterlagen und Jubiläumsfeier 1917

Der 400-jährige Geburtstag der im Jahr 1917 gefeierten lutherischen Reformation hatte ganz andere Wesensmerkmale und Umstände als der von heute, wenn im Jahr 2017 weltweit des Wittenberger Thesenanschlags vor 500 Jahren gedacht wird.

Der erste Weltkrieg wurde damals in Europa und im Nahen Osten geführt. Deutschland war Feinde von den meisten Kampfkräfte. Als im März 1917 das brasilianische Schiff “Paraná” von deutschen U-Booten versenkt wurde, brach Brasilien am 11. April die diplomatischen Beziehungen zu Deutschland ab, was direkten Einfluss auf die Ausrufung des Notzustands am 26. Oktober dieses Jahres hatte.

Zu jener Zeit betrug der Anteil der Protestanten in Brasilien nur ca. 1 Prozent der Gesamtbevölkerung, die Katholiken umfassten über 98 Prozent. Die Protestanten jener Epoche – IECLB und IELB zusammengenommen – hatten alle ihre Herkunft und ihre Wurzeln in der Reformation des 16. Jahrhunderts. Sie waren ursprünglich aus Deutschland und den USA gekommen. Verglichen mit der römisch-katholischen Kirche hatten die deutschen Einwanderer und ihre Nachkommen, der Mehrheit nach protestantisch bzw. evangelisch-lutherisch, aufgrund ihres statistisch geringen Anteils wenig sozio-politischen Einfluss. Auf wirtschaftlichem Gebiet waren sie jedoch eine treibende Kraft.

Das offizielle Organ der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Brasilien, einschließlich der kleinen Mission in Argentinien, war das sogenannte Evangelisch-Lutherische Kirchenblatt für Süd-Amerika, das in deutscher Sprache gedruckt wurde. Die Herausgabe begann am 1. November 1903, noch vor der Gründung der Kirche am 24. Juni 1904. Die Anzahl der Leser erreichte 1917 um die 15.000 Bezieher, aber im selben Jahr wurde seine Veröffentlichung durch die brasilianischen Behörden verboten, genau im Monat Oktober, als man die 400-Jahr-Feier der Reformation beging. Nur drei Ausgaben des Oktobers 1917 konnten noch gedruckt werden.

Zwei Jahre später durfte das Kirchenblatt erneut erscheinen und wurde bis 1990 herausgegeben, allerdings mit einer zweiten Unterbrechung während des Zweiten Weltkrieges.

Die Evangelisch-Lutherische Kirche (IELB) in Porto Alegre befand sich seit 1902 im Stadtviertel Navegantes (heute São Geraldo), wo sich eine Bevölkerung vorwiegend deutscher und polnischer Herkunft niedergelassen hatte. Dort, gesäumt von den Straßen Pátria, Presidente Roosevelt und Maranhão, befanden sich eine Gemeinde, eine Grundschule, ein Seminar und der zentrale Verwaltungssitz der aus den USA gekommenen Lutherischen Kirche (bekannt als Missouri-Synode). In anderen Städten des Südens und der Mitte Rio Grande do Suls bedienten ca. 20 Missouri-Pastoren mehr als 100 Gemeinden. Die erste Lutherische Gemeinde (São Pedro) wurde allerdings am 1. Juli 1900 in Morro Redondo im südlichen Rio Grande do Sul gegründet.

In Porto Alegre wurden sowohl die Schule wie auch das Seminar und die Gemeinde in die vielen Feierlichkeiten zum 400. Jubiläum der Reformation einbezogen. Bedeutende Teile der Stadtbevölkerung besuchten die Festlichkeiten. Die Brochüre Programm für die Feier des 400-jährigen Reformationsjubiläums zeigt auf ihren 16 Seiten die ganze Breite des Programms, das am 28. Oktober begann und bis zum 10. November dauerte, dem Datum von Luthers Geburtstag und dem Geburtstag von Johannes F. Kunstmann, dem damaligen Direktor des Seminars Concórdia in Porto Alegre.

Einige kuriose Fakten überraschen im Programm, das ganz auf Deutsch gedruckt wurde. Die Schrift war überwiegend in Fraktur gesetzt mit wenigen Ausnahmen in Antiqua. Für 14 Tage waren neun Programmpunkte vorgesehen. Die beiden Höhepunkte fanden am 31. Oktober statt: nachmittags um 12.15 Uhr versammelten sich die Schüler und Lehrer des Seminars wie auch Anwohner im Halbkreis vor dem Gotteshaus und sangen die Reformationshymne “Ein’ feste Burg ist unser Gott”. Abends, um 20 Uhr, fand der Hauptgottesdienst statt, begleitet von einem gemischten Chor, einem Männerchor und der Teilnahme der Gemeinde bei vielen Liedern. Pastor Kunstmann hielt die Predigt. Die eigentlich unzulässigen Feierlichkeiten setzten sich mehrere Tage über das bestehende Verbot hinweg, was vermuten lässt, dass die brasilianischen Behörden in Bezug auf das wichtige Ereignis entgegenkommend waren.

Paulo Udo W. Kunstmann, Instituto Histórico - IELB, 02 de outubro de 2017


Partner

IELB

KONTAKT

  • Sala de Digitalização e Digital Humanities
  • Universidade Federal do Paraná
  • Rua Dr. Faivre, 405 – Reitoria
  • Edifício Dom Pedro II, térreo
  • 80060-140 - Curitiba/PR

  • (41) 3360-5446
  • dokumente.br@ufpr.br